Wir klären auf: Der Vertikutier-Mythos.

Der Frühling naht und schon summt und brummt es in den Gärten: die Vertikutierer sind am Werk. Aber was hat es damit genau auf sich? Sind sie wirklich Must-have oder eher ein Mythos?

Fangen wir vorne an: Als Vertikutieren bezeichnet man das vertikale Schlitzen der Grasnarbe um Rasenfilz zu entfernen. Im professionellen Bereich, das heißt auf Fußballplätzen und Golfplätzen, in Stadien und Arenen kommt es in erster Linie darauf an, dass der Rasen bei jedem Wetter betret- und bespielbar ist. Erst in zweiter Linie steht die Qualität der Grasnarbe. Um diese hohe Belastbarkeit und Wasserdurchlässigkeit zu erreichen muss die Rasentragschicht, also die Schicht in der der Rasen wächst zum Hauptteil aus Sand bestehen um eine maximale Wasserdurchlässigkeit bei möglichst guter Scherfestigkeit zu erreichen. In der Regel besteht so eine Rasentragschicht heute aus 90% Sand und 10% sandigem Oberboden. Dieser Boden ist mager und pflanzenfeindlich, ohne jedes Bodenleben, aber maximal wasserdurchlässig. Um auf einem solchen Boden guten Rasen gedeihen zu lassen sind Spezialisten notwendig und spezielle Pflegemaßnahmen.

Im Privatgarten ist nicht die Wasserdurchlässigkeit das höchste Ziel, sondern ein schöner Rasen. Auch gibt es auf guten Gartenböden nie mehr als einen Zentimeter lockeren Filz, der für die Grasnarbe sogar wichtig ist. Somit ist Rasenfilz also nicht das Problem. Was häufig das Problem in privaten Rasenflächen ist, ist Moos. Moos hat aber mit Rasenfilz überhaupt nichts zu tun. Moos ist eine Zeigerpflanze für Stickstoffmangel. Moos kommt nur dann – wenn zu wenig gedüngt wird und der Boden Nährstoffarm ist. Meist ist das im Kronenbereich von Bäumen und im Bereich von Hecken zuerst der Fall, weshalb sich hartnäckig das Gerücht hält, Moos komme vom Schatten und von feuchten Böden.

In Wirklichkeit werden in diesen Bereichen die Nährstoffe von den flachen Saugwurzeln der Bäume und Sträucher nur schneller verbraucht und es besteht dort einfach mehr Bedarf an Dünger. Natürlich ist es so, dass Dünger, vor Allem organischer Dünger, in Schattenlagen schlechter umgesetzt wird, dies ist aber nicht ursächlich, sondern kommt erschwerend hinzu. Moos tritt also da nicht auf, wo ausreichend gedüngt wird, bzw. verschwindet sofort, wenn Stickstoff aufgebracht wird.

Was passiert, wenn eine vermooste Rasenfläche vertikutiert wird um das Moos manuell zu entfernen?
Zum einen werden Rasenpflanzen, die ohnehin schon gestresst und hungrig sind auch noch verletzt und Blatt- und Wurzelmasse zerstört, zum anderen werden auch gerade im Frühjahr regelrechte “Landebahnen” für Unkrautsamen geschaffen, besonders für den Löwenzahn, der bereits im zeitigen Frühjahr fliegt. Je öfter man also vertikutiert, je mehr man die Grasnarbe verletzt umso mehr Unkraut bekommt man und umso schneller wird der Rasen unansehnlich.

Unser Fazit

Vertikutieren Sie nur Ihren Rasen, wenn die Rasenfilzschicht deutlich dicker als 1 cm beträgt und achten Sie auf eine ausreichende Nährstoffversorgung.

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